Another great review from Germany... 15/15:
Powermetal4ever.de
Kiuas dürften mittlerweile vielen ein Begriff sein, wenn man im Genre des Power Metals zuhause ist. Der Name der Band wird von den meisten belächelt, was aber durchaus verständlich ist, denn was will man schon von einer Band erwarten, die sich „Sauna“ nennt. Allerdings ist die Qualität der Musik alles andere als schlecht und so haben es die Finnen nun schon auf 4 ganze Alben gebracht. Man fand bislang auf jedem Album eine gute Mischung aus harten Riffs, ansprechenden Power Metal Vocals, aber eben auch starken Death Metal Einflüssen. Beim letzten Werk wurde das zwar ein wenig runtergeschraubt, aber es war nach wie vor immer noch ein wichtiger Bestandteil. Am Ende des Monats erscheint mit „Lustdriven“ das 4. Album der Band und natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, mich mit jenem Werk etwas intensiver auseinanderzusetzen, da ich sehr große Stücke auf diese Jungs halte.
Beginnen tut das Ganze mit dem Titel „Kiuassault“ und somit erleben wir ein weiteres mal, wie der name eines Interpreten gekonnt mit einem anderen Wort verbunden wird. Wirkt auf manche vielleicht lächerlich, aber mir weiß es zu gefallen. Es wird nicht lange gefackelt und so ballern einem direkt typische Kiuas Riffs um die Ohren, die technisch mal wieder verdammt gut umgesetzt worden sind. Gesanglich geht’s in den Strophen auch voll zur Sache und so fühlt man sich direkt an den Opener des vergangenen Albums erinnert, wobei hier irgendwie noch mehr Energie drin steckt und man einfach nicht still sitzen kann. Das sind die Stärken der Band und sie spielen sie sofort wieder aus, so soll es sein! Was mich dann beim ersten Mal allerdings verwundert, ist der doch eher unscheinbare Refrain, der für Kiuas Verhältnisse FAST schon soft klingt. Allerdings ist es genau das, was mir hier so gut gefällt, die perfekte Mischung aus Härte und eben seichteren Klängen. Erst beim 2. Mal entfaltet der Refrain seine volle Stärke und ich muss ehrlich zugeben, dass wir hier einen der bisher besten Kiuas Songs vorgesetzt bekommen. Die Instrumental Parts sind mal wieder erster Güte und man kann einfach nur ins schwärmen kommen. Sowohl die Gitarrensolis als auch das Keyboardgeklimper sind einfach perfekt in den Song eingepflanzt worden. Der Opener punktet somit in allen Belangen und lässt die Erwartungshaltung direkt nach oben schellen.
„Cry little angel“ klingt erstmal komisch, wenn man sich den Titel so anschaut, aber musikalisch kommen hier keine Zweifel auf. Der Anfang erinnert mich sehr stark an „Of sacrifice, loss and reward“ vom letzten Werk, allerdings in einer anderen Rhythmik und etwas druckvoller. Vorerst präsentieren sich die Strophen erneut in harter Kiuas Manier, aber dann wird es ungewöhnlich soft, was sich auch bis zum Refrain fortsetzt. Dieser ist mal so gar nicht mit irgendwelchen Death Metal Trademarks versehen und kommt fast schon poppig daher. Allerdings finde ich erneut großen Gefallen daran, diesen Song zu hören und kann keine wirkliche Kritik aufbringen, weil es eben auch mal eine andere Seite dieser Band zeigt. Musikalisch wird hier alles erneut auf höchstem Niveau umgesetzt und man bekommt feinste Melodien auf die Ohren, die sich sofort festsetzen können, weiter so!
Mit dem nächsten Song werdern wir erneut (bewusst) auf das Vorgängeralbum hingewiesen und es steht der selbige Song im Mittelpunkt, wie es schon bei „Cry little angel“ der fall war. „Of love, lust and human nature“ ist mit Sicherheit an „Of sacrifice…“ angelehnt und das ist mit Sicherheit auch so gewollt. Musikalisch unterscheiden sich diese beiden aber enorm, da „Of love…“ SEHR episch klingt und zum ersten Mal richtig dicke Orchestrierungen einbindet, wie man sie bei Kiuas noch nicht gehört hat. Zugegebenermaßen hat mich das beim ersten Hören richtig geflasht und beeindruckt. Die Strophen gestalten sich sehr atmosphärisch mit einem flüsternden Ilja und düsteren Pianoklängen. Im Refrain geht dann quasi alles aus sich heraus und man bekommt eine verdammt dicke Orchestrierung auf die Ohren, die von Ilja in Höchstform begleitet wird. Gänsehautfeeling ist hier meiner Ansicht nach vorprogrammiert und ich wage mich fast zu sagen, dass dieses Album das Beste werden könnte, welches diese Band bislang hervorgebracht hat. Bei so vielen Neuerungen finde ich es verdammt gut, dass man trotzdem nicht auf typische Kiuas Trademarks verzichtet. So klingt das Solo wieder so, wie es sich für Kiuas gehört und so bringt man viel Innovation ein und bleibt sich selbst dennoch treu.
Mit „Aftermath“ bekommen wir dann den Asskick Song des Albums präsentiert. Hier setzt man ganz klar auf die Death Metal Elemente, die man schon in einigen Kiuas Songs bestaunen durfte. Harte Riffs und ein Ilja, der voll aus sich raus geht machen diesen Song zu einem Power/Death Metal Feuerwerk der feinsten Sorte. So bekommt man auch eine gelungene Abwechslung zu den etwas seichteren Tönen, die bei den ersten 3 Songs zutage kamen. Bei „Aftermath“ gibt es nicht viel hervorzuheben, der Song ballert einfach so vor sich hin und wird auf Konzerten sicher für einige Nackenprobleme sorgen.
Was darf auf jedem Power Metal Album nicht fehlen? Richtig, eine schön schnulzige Ballade mit allem, was im wahrsten Wortsinn das Herz begehrt. „Lights are many“ ist genau eine von diesen Balladen und versucht auch gar nicht, sich von den typischen Merkmalen abzugrenzen. Ilja’s weiche Seite kommt einmal mehr zum Vorschein und so veredelt er auch diesen Track mit seinem einzigartigen Gesang. Eins muss ich hier allerdings besonders hervorheben, der Instrumentalpart nach dem 2. Refrain ist erstklassig! Wahnsinnig tolle Pianoklänge machen diese Ballade letztlich doch noch zu was besonderem, da ich so etwas in der Form noch nicht gehört habe bei einem langsamen Stück.
„The Visionary“ ist der längste Song auf dem Album und hier versucht man auch alles, um ihn zu was besonderem zu machen. Begrüßt wird man von einer absolut gelungenen Orchestrierung, die Lust auf mehr macht. Die Explosion lässt nicht lange auf sich warten und so wird es nach dem kurzen Intro dann verdammt episch und fett. Der Song klingt allgemein sehr groß aufgemacht und strotzt nur so vor Energie! Die Strophen sind unheimlich intensiv und gehen voll unter die Haut, diese Band überrascht mich einfach immer wieder. Der Refrain setzt diesem Song dann die Krone auf und bringt diese Band endgültig in die obligatorische Ruhmeshalle der „Power Metal Bands, die man gehört haben musss“. Einfach nur klasse, wie viele Gedanken man sich gemacht hat, bevor man mit dem komponieren neuer Songs angefangen hat. Auch der Mittelpart spielt wieder in der Königsklasse und zeigt einen wunderbaren Orchesterpart, gefolgt von einem kleinen Part, wo Ilja seine Stimme zum Besten gibt, worauf dann natürlich noch ein dickes Gitarrensoli folgt. Der letzte Refrain wird dann noch mal etwas fetter aufgemacht und so bleibt kein Wunsch offen bei diesem Feuerwerk!
Nach diesem Song wird es natürlich schwer, noch eins drauf zu setzen und ich nehme gleich vorweg, dass „Heart and will“ das auch nicht tun wird. Dieser Song erinnert mich an die „Reformation“ Zeit und wirkt etwas düster. Auch hier kommt das Keyboard wieder sehr stark zum Einsatz und verleiht dem Song eine gewisse Tiefe. Die Strophen kommen recht energisch daher und wissen definitiv zu gefallen. Der Refrain erinnert mich ein wenig an „Bleeding Strings“ von der Reformation, wobei er etwas emotionaler rüber kommt. Ansonsten verzichtet man hier auf größere Arrangements, was aber auch gut so ist, denn so wirkt das Album nicht zu überladen.
Bei Track 8 angekommen, werden wir mal wieder vom Piano angelächelt zu Beginn dieses Songs. Ilja’s Gesang setzt aber recht schnell ein und gibt sofort einen Einblick in den Refrain, wenn auch in einer anderen Form. „The Quickening“ ist allgemein sehr soft ausgelegt und ist bislang auch der unscheinbarste Song auf dem Album. Er ist weder überragend noch schlecht. Es gehört denk ich mal dazu, dass es auf jedem Album so einen Song gibt, der mit dem Strom schwimmt und nicht so wirklich herausragt aus der Menge und das ist auch völlig in Ordnung so.
Mit „Summer’s End“ folgt dann der ungewöhnlichste Kiuas Song, den ich bis dato gehört habe. Er gestaltet sich teils sehr balladesk, ruhig, an den Winter erinnernd, aber gegenteilig eben auch energisch, atmosphärisch und sogar das Piratenzeitalter kommt zum Zug. Wahrscheinlich sind das vorerst zu viele Informationen auf einmal, aber genau das umschreibt diesen Song eigentlich perfekt. Die Strophen wirken sehr düster und atmosphärisch, es kommt eine gewisse Energie rüber und reißt den Hörer total mit. Das, was dann wahrscheinlich als Refrain durchgeht, wirkt dann wiederum sehr ruhig und balladesk. Nach dem 2. Refrain folgt dann der beste Akustikpart, den ich je gehört habe, einfach atemberaubend! Dann kippt der Song komplett und wirft alles bisherige weg. Piratengegröle lädt zum Schunkeln ein, aber wahrscheinlich ist man noch viel zu überfordert von all den Einflüssen, die dieser Song beinhaltet. Letztlich kann ich es aber nur als Meisterwerk bezeichnen, dass man gehört haben MUSS!
Leider, leider sind wir nun auch schon beim letzten Song angekommen, der sich „Winter’s Sting“ schimpft. Hier erwartet einen ein Gemisch aus Akustikparts, dicken Riffs und Orchestrierungen, so macht das zuhören einfach Spaß! Die Strophen gehen sehr treibend voran und münden in einen eher soften Refrain, der aber gut gefällt. Es folgt erneut ein kleiner Akustikpart und eine Art 2. Refrain, der etwas hymnisch klingt und sich im Midtempo Bereich ansiedelt. Der Mittelpart besteht wieder aus schönen Pianoklängen, einem imponierenden Gitarrensoli und wundervollen Orchesterklängen. Leider bekommt man hier nicht den tollen 2. Refrain zu hören, der mir etwas besser gefällt, als der eigentliche Refrain, aber das ist kein großer Minuspunkt. Beendet wird das Spektakel mit einem langen Piano-outro und nun wird man erstmal eine Menge zu verarbeiten haben.
Fazit: Als Fan MUSS man hier sofort zuschlagen und kommt um diesen Release definitiv nicht herum. Allerdings gilt das diesmal für absolut JEDEN Power Metal Liebhaber, wenn ihr mich fragt. Ich habe selten erlebt, dass eine Band diesen Stil auf solch einem hohen Niveau zelebriert und das sollte man gebührend anerkennen, indem man sich das Teil zulegt. Hier stimmt einfach alles von vorn bis hinten! Die Mischung aus harten Klängen, softeren Tönen und der verdammt fetten Orchestrierung in manchen Songs ist einfach perfekt. Hier bekommt man an jeder Stelle gesunde Abwechslung geboten und so wird das Album selbst bei der geringen Anzahl von 10 Songs nicht schnell langweilig. Daher kann ich guten Willens einfach nur eine Kaufempfehlung aussprechen!
Autor: Christian