blooddawn
?Was ist das denn für?n Krach???? fuhr mich meine Freundin an, als ich die CD einlegte. ?Schwedischer Death Metal!!!? antwortete ich, doch da war mir noch nicht klar, dass UNMOORED eine weitaus größere Bandbreite abdecken als nur dieses Genre. Die Gruppe erinnert anfangs ein wenig an frühere IN FLAMES oder HYPOCRISY. Kein Wunder, denn der Produzent dieser Platte ist kein geringerer als Tommy Tägtgren, und die Aufnahmen stammen aus dem Abyss-Studio. Zwar etwas seltsam, dass die Schweden bei Code666 aus Italien unter Vertrag sind, aber das tut der Aggression der Musik noch lange keinen Abbruch. Später wird klar, dass das Trio (zwei Gitarristen, einer davon noch Sänger, und ein Drummer) deutlich mehr Einflüsse in der Musik verarbeitet.
Nun, hier ist also die dritte CD der Nordmänner, vollgepackt mit acht Tracks und einer Spielzeit von einer Dreiviertelstunde. Los geht?s mit der Speed-Granate ?Unspeakable Grief?, die sich in meinen Ohren nicht als etwas Besonderes ausgibt. Gut, ich bin nicht wirklich vom Fach, aber ? Ganz anders geht es dagegen schon mit ?Commit To The Fire? zur Sache. Der Song fängt ziemlich langsam an, um dann aber im Up-Tempo zu gipfeln. Hier erwartet den Hörer ein echtes Riff-Gewitter, mit einigen Wechseln zwischen Mid-Tempo und Up-Tempo. Geiler Song! Zur Überraschung kommt gegen Ende dieses atmosphärisch, ja zeitweise doomig wirkenden Songs sogar cleane Vocals zum Zuge, ein weiterer Pluspunkt in Sachen Innovativität. Aber keine Angst, zum Abschluss gibt es noch mal den death-typischen Gesang. Und so, wie ?Commit To The Fire? geendet hat, fängt ?Leave-Taking? an. Druckvolle Riffs gepaart mit aggressivem Gesang. Kurz später vermischen sich einige Blast-Beats mit doomigem, etwas an atmosphärischen Black Metal erinnerndem Keyboard. Sogar cleane Gitarren werden benutzt, wieder ebenso reiner Gesang. Dieser Part dauert zwar relativ lange, aber urplötzlich schwenkt der Sound wieder um in Death Metal mit ?den? Vocals, kreischenden Gitarren und schnellen Drums. Gegen Ende wird es wieder langsamer und einmal mehr doomig, so endet dieser Song. ?Phase Of Revulsion? beginnt wieder schnell mit einem etwas unorthodoxen Gitarren-Solo. Auch hier sind wieder einige Tempo-Wechsel zu erkennen, also in Sachen Songwriting haben die Jungs einiges drauf! Hier ist zum ersten Mal eine Art Wechselgesang zwischen cleanen und verzerrten Stimmen zu hören, und auch dieser Song ist aufgrund des Riffings und der nicht zu schnellen Drums ziemlich groovig. Jedoch wird die Melodie auch bei den Instrumenten nicht vernachlässigt, die Gitarre spielt oft unter den Gesangslinien sehr gelungene, begleitende Leads. Todesblei-typisches Shouting in den Strophen und der Refrain bilden einen gelungenen Umriss, der von den tollen Gitarren und dem klasse Drumming vollendet wird. Lied Nummer fünf ist wohl das härteste und extremste Stück auf der CD. ?Morndraper? geht knapp über 2 ½ Minuten und ist vollgepackt mit Blast-Beats, kreischenden Gitarren, tiefen growligen Vocals und schnellen Drums. Abwechselung hat dieser Song nicht zu bieten, dafür aber einen Tritt in die Fresse! ?Cinders Veil? fängt mit einem ruhigen Intro an, um aber nach ca. 20 Sekunden direkt mit der vollen Breitseite loszulegen. Hier sind deutliche Black Metal-Elemente auszumachen, sowohl vom Gitarrenspiel als auch von der Songstruktur her. Nach dem ersten ruhigeren Part wechselt der Song einmal mehr in die Midtempo-Schiene, um kurz später einige Spoken Parts zu enthalten und dann wieder auf das Gaspedal zu drücken. Vor dem sehr melodischen Solo-Teil wiederholt sich die Struktur noch einmal, um dann mit dem Ende des Solos auszufaden. Toller Song! ?Spit Forth From Failure? beginnt typisch schwedisch, in den Strophen begleitet das Keyboard dezent im Hintergrund, was sich deutlich zugunsten der Atmosphäre auswirkt. Dann folgt wieder ein mitreißender Midtempo-Part, ehe die Strophe danke des Keyboards wieder sehr doomig rüberkommt. Die sieben Minuten Spielzeit bieten viel Platz für Tempowechsel, und dieser Platzwird voll ausgenutzt. Black-, Death- und sogar einige thrashige Elemente geben sich die Klinke mehr oder weniger nahtlos in die Hand. Der Effekt, der gegen Ende über den kompletten Song gelegt wird, macht einiges her. Beim letzten Song klappt mir die Kinnlade erstmal auf die Tastatur. Ein akustisches Gitarren-Intro ? wer hätte das erwartet?? Zwar setzen kurz drauf die E-Gitarren ein, doch der Song ist und bleibt sowohl melodisch als auch untypisch für die CD. Als der cleane ruhige Gesang einsetzt, ist die Überraschung perfekt. Ein herrlicherer Song mit Gänshaut-Garantie. Anfangs dachte ich, das Intro sei nur die Ruhe vor dem Sturm, doch mit ?Final State Part III? haben sich UNMOORED zum einen das beste Stück bis zum Schluss aufgehoben und zum anderen die vier Punkte redlich verdient.
Einige Fans der harten Gangart werden vielleicht sagen, dass die Schweden die Kompromisslosigkeit vernachlässigen, doch UNMOORED haben ihren eigenen Stil, und das ist auch gut so! Statt wild draufloszuknüppeln, werden diverse stilistische Elemente, viele Tempowechsel und Überraschungsmomente verwendet, um den Hörer zu verblüffen."
4 / 5 Points